Marktrückblick Juli 2021

Im Juli setzten sich die Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten fort. Die Bewertungen brachen weiter ein, nachdem die Regierung mit unangenehmen Regulierungen gedroht hat. Die europäischen und amerikanischen Märkte stiegen weiterhin leicht. Die Kryptowährungen zeigten sich überraschend stark mit einer gewaltigen Gegenbewegung am Ende des Monats.

Zunächst soll es um die chinesischen Aktien gehen. Begonnen hat der Ärger letztes Jahr mit dem Verschwinden des Gründers von Alibaba, dem Amazon Chinas. Er hatte sich kritisch gegenüber dem Vorgehen der Behörden geäußert. Anschließend verhinderten Aufsichtsbehörden den Börsengang einer Alibaba-Tochter und ordneten Strafzahlungen wegen „monopolistischen Verhalten“ an. Danach gerieten weitere Unternehmen in die Schusslinie. Videospiele wurden als „geistiges Opium“ bezeichnet und man warf Konzernen vor, die Jugend zu vergiften. Des Weiteren signalisierte man, dass Bildung eine staatliche Aufgabe ist. Entsprechend wurden die Unternehmen im Bildungssektor massiv abgestraft, immerhin drohte das Ende ihres Kerngeschäfts. Die chinesische Regierung ist wohl der Meinung, dass sich der Kapitalismus verselbstständigt hat und die Kontrolle zurückgewonnen werden muss. Meine Vermutung ist, dass man hauptsächlich an den Nutzerdaten der Unternehmen interessiert ist. Das Kaufverhalten und genaue Daten über diverse Onlineaktivitäten jedes Bürgers haben für ein autoritäres Regime einen sehr hohen Wert.

Die günstigen Bewertungen sind aber auch eine Chance. Langfristig wird weiterhin ein hohes Wachstum erwartet und die Unternehmen sind größtenteils bereits sehr profitabel. Problematisch für Investoren ist das Misstrauen der amerikanischen Aufsichtsbehörden gegenüber den chinesischen Jahresabschlüssen. Die Chinesen sind nicht gerade für ihre hohe Transparenz bekannt. Im schlimmsten Fall könnten chinesische Aktien von den amerikanischen Börsen verbannt werden. Das würde zwar nichts am betrieblichen Ergebnis ändern, die Kurse würden trotzdem für eine Weile leiden. Der chinesische Markt ist äußerst riskant. Aber es winken auch höhere Renditen für Anleger, sollte sich die Situation beruhigen. Investoren mit einer hohen Risikobereitschaft können jetzt durchaus einen guten Deal machen. Das setzt aber voraus, dass sie Risiken genau im Blick haben und in der Lage sind, einzelne Unternehmen zu beurteilen. Unerfahrenen Anlegern ist prinzipiell davon abzuraten, mit Einzeltiteln zu spekulieren.

Sascha Reinhardt
Marktanalyst unitedWealth Finanzberatung GbR

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